Als ich eines Tages wie immer traurig durch den Park schlenderte und mich auf einer Parkbank niederließ, um
über alles nachzudenken, was in meinem Leben schiefläuft, setzte sich ein fröhliches kleines Mädchen zu mir.
Sie spürte meine Stimmung und fragte: Warum bist du so traurig?
Ach", sagte ich,ich habe keine Freude im leben. AIle sind gegen mich. Alles läuft schief. lch habe kein Glück
und ich weiß nicht, urie esweitergehen soll."
Hmmm", meinte das Mädchen. lilo hast du denn dein rotes Strümpfchen? Zeig es mir mal. lch möchte da
mal hineinschauen."
Was für ein rotes Strümpfchen?", fragte ich sie verwundert. kh habe nur ein schwarzes StrümpfchenJ'
Wortlos reichte ich es ihr.
Vorsichtig öffnet sie mit ihren zarten kleinen Fingern den Verschluss und sah in mein schwarzes Strümpfchen
hinein. lch bemerkte, wie sie erschrak.
Es ist ja voller Alpträume, voller Unglück und voller schlimmer Erlebnisse!"
Was soll ich machen? Es ist eben so. Daran kann ich doch nichts ändern."
Hier, nimm", meinte das Mädchen und reichte mir ein rotes Strümpfchen. Sieh hinein!"
Mit etwas zitternden Händen öffnete ich das rote Strümpfchen und konnte sehen, dass es voll war mit
Erinnerungen an schöne Momente des Lebens. Und das, obwohl das Mädchen noch jung an Menschenjahren
war!
Wo ist dein schwarzes Strümpfchen?", fragte ich neugierig.
Das werfe ich jede Woche in den Müll und kümmere mich nicht weiter darum", sagte sie. Für mich besteht
der Sinn des Lebens darin, mein rotes Strümpfchen im Laufe des Lebens voll zu bekommen. Da stopfe ich so
viel wie möglich hinein. Und immer wenn ich Lust dazu habe oder ich beginne, traurig zu werden, dann öffne
ich mein rotes Strümpfchen und schaue hinein. Dann geht es mir sofort besser. Wenn ich einma! alt bin und
mein Ende droht, dann habe ich immer noch mein rotes Strümpfchen. Es wird voll sein bis obenhin und ich
kann sagen, ja, ich hatte etwas vom Leben. Mein Leben hatte einen Sinn!"
Noch während ich verwundert über ihre Worte nachdachte, gab sie mir einen Kuss auf die Wange und war
verschwunden. Neben mir auf der Bank lag ein rotes Strümpfchen mit der Aufschrift: Für dich! lch öffnete es
zaghaft und warf einen Blick hinein. Es war fast leer, bis auf einen kleinen zärtlichen Kuss, den ich von einem
kleinen Mädchen auf einer Parkbank erhalten hatte. Bei dem Gedanken daran musste ich schmunzeln und mir
wurde warm ums Herz. Glücklich machte ich mich auf den Heimweg, nicht vergessend, mich am nächsten
Papierkorb meines schwarzen Strümpfchens zu entledigen.